Die Dorfkirche zu Kablow
1890 wurden zwei Seitenräume angebaut (Sakristei und Seiteneingang). Vor 1870 stand an dieser Stelle ein kleines Kirchlein, aus Feldsteinen erbaut, mit einem einfachen Holzturm. Um diese Kirche herum befand sich auch der Begräbnisplatz der Gemeinde.
Bei den Renovierungsarbeiten in der Kirche wurde der Altarraum völlig umgestaltet. Dabei wurden auch die hölzerne Kanzel und der geschnitzte Taufständer (Bild links) entfernt.Schon 1959 konnte durch eine hölzerne Trennwand unter der Orgelempore eine Winterkirche eingerichtet werden. Jetzt waren im Kirchenschiff nur noch 130 Sitzplätze. Diese Trennwand wurde 1995 durch eine Glaswand ersetzt. Zu dieser Zeit entstand auch die Photovoltaikanlage auf dem Kirchendach.
Der gotische Flügelaltar ist das Kleinod dieser sonst bescheiden ausgestatteten Kirche. Wie er nach Kablow kam, ist unbekannt.
Er hing bis 1912 im Eingangsbereich des Turmes. Der Erste Weltkrieg und die nachfolgenden Wirren und die Inflation verhinderten lange eine Restaurierung. Erst 1925 wurde er nach gründlicher Überarbeitung durch die Bildhauerwerkstatt H. Kähler, Berlin, im Altarraum aufgestellt. Sein Alter gibt keine Rätsel auf.
Die Inschrift im Hauptschrein hinter dem Figurenblock der Feinde Christi lautet:
„Anno domini 15 und im 15. Jahr des Sonntags nach Corpus Christi ist diese Thaffel rede gemaket dorch Hermann Herwich, Mitborger“
Dendrologische Untersuchungen bestätigten dieses Datum. Fälldatum Schleierbrett 1497 (Mittelschrein), 1488 (Seitenflügel); Kiefernholzteile zwischen 1429 und 1433.
Im Hauptschrein: Die Kreuzigung Christi, die Gruppe der Trauernden und die Gruppe der Feinde Christi. Die Gruppe der Trauernden wird dominiert von der Mutter Jesu, von Maria Magdalena und Johannes. Im zweiten Figurenblock die würfelnden Soldaten und mehrere Juden, von denen einer die Thora hält.In den Seitenflügeln sind die 12 Apostel dargestellt.
Links oben: Simon Zelotes (Säge),
Judas Thaddäus (Keule), Matthäus (Beil)
Rechts oben:Paulus (Schwert), Petrus Schlüssel), Andreas (Schrägbalkenkreuz – fehlt)
In der Pedrella sind wahrscheinlich 13 oder 14 Nothelfer mit Maria in ihrer Mitte dargestellt (Eventuell ist die Person hinter Christopholus der Stifter des Altars). Die weiblichen Heiligen könnten Katharina, Barbara, Margareta und Dorothea sein.
Ziemlich eindeutig sind der Pantaleon, der Georg und Christopholus dargestellt. Wahrscheinlich ist der Bischof mit dem Buch der Heilige Nikolaus von Myra. Das könnte einen Hinweis auf eine Nikolaikirche oder auf eine Stadt mit Markt, Handel und Schifffahrt geben. Die anderen zwei Bischöfe sind möglicherweise Erasmus und Dionymus. Der Heilige mit dem Tierkopf könnte Äegidiu sein.Der gotische Flügelaltar wurde 1997 bis 1999 von Anette Schulz, Diplom-Restauratorin für polychromierte Holzskulpturen und Gemälde, restauriert. |
Mit der erneuten Restaurierung des Altars waren umfangreiche Baumaßnahmen verbunden: Dacherneuerung, Sitzbankkontaktheizung, Apsis neu gestaltet, kleine Glocke geschweißt und neu montiert, 3 Raumheizer in der Winterkirche installiert, südlicher Eingang ausgebessert, die Sakristei erhielt ein neues Dach …
2023-2024 Hüllensanierung gefördert u.a. mit 10.000 Euro von der Stiftung KiBa
- Sanierung Dachkonstruktion
- Mauermäßige Sockelsanierung
- Instandsetzung Mauerkrone
- Fassadeninstandsetzung
- Teilerneuerung Dacheindeckung
- Sanierung Bleiglasfenster
Aber es bleibt noch viel zu tun!
Auch die große Glocke muss repariert werden, die Holzdecke im Kirchenschiff ist schadhaft, die Wände brauchen einen neuen Anstrich usw. …
Schön wäre es auch, wenn der Turm seine ursprüngliche Form wieder bekäme.
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Kontakte / Adressen:
Pfarrer Sven Tiepner
Lindenstr. 17, 15754 Friedersdorf
Tel.: 033767 / 80560
sventiepner@freenet.de
Kirchenbesichtigung:
Erhard Plunz
Dorfaue 15, 15758 Kablow
Tel. 03375 / 291928
Text: Erhard Plunz / Gestaltung: Gisela Zock
Dies ist eine Veröffentlichung im Auftrag der evangelischen Kirchengemeinde Friedersdorf/Kablow.